Der Tarifvertrag ist angekommen

Für die ersten Pflegekräfte beginnt ein neues Zeitalter

 

Dominik Kötter

Die Kollektiv-Verhandlungen mit den Pflege- und Krankenkassen in Sachsen und Thüringen haben ein gutes Ende genommen und läuten damit eine neue Ära für den Pflegeberuf ein.

In Sachsen und Thüringen hat die Ungewissheit nun endlich ein Ende. Der Tarifvertrag erhöht die Löhne der Pflegenden um ein Vielfaches. Der Beruf soll Wertschätzung und auch die entsprechende Entlohnung erhalten. Zu wichtig ist dieser Berufsstand um weiterhin auf Mindestlohn oder knapp darüber zu arbeiten. Unser Beruf ist als systemrelevant eingestuft, jedoch hat bisher niemand die Relevanz der Entlohnung dafür erkannt. Bis der ABVP e.V. im Zuge der Gesundheitsreform gemeinsam mit der GÖD den Schulterschluss wagte und einen eigenen Tarifvertrag aufgesetzt hat. Damit ist der Verband noch einmal über den gewünschten Ausgleich der Löhne in der Reform hinaus gegangen.
Nach diesem Schritt haben viele Pflegedienste Bedenken geäußert, dass die Kassen die Leistungen nach SGB V und XI nicht entsprechend refinanzieren würden. Zu groß war die Angst, dass die erhöhten Kosten direkt auf den Patienten umgelegt werden müssten und diese in der Folge ausblieben.

Am Beispiel von Sachsen und Thüringen, können wir allen Pflegediensten diese Ängste nun nehmen. „Ich glaube wir haben in Verhandlungen noch nie so Hand in Hand mit den Kassen gearbeitet, wie in dieser." sagt Dominik Kötter, Vorstandsmitglied des ABVP e.V.
Für ihn war es eine der „angenehmsten" Verhandlungen, die er je erlebt hat. „Die Pflege- und Krankenkassen haben die höheren Löhne akzeptiert, wollten den Tarifvertrag mit uns gemeinsam erfolgreich umsetzen und haben die Finanzierung der Leistungen parallel angehoben." Bei einer knapp 40-prozentigen Erhöhung der Preise, tragen die Kassen und die Pflegebedürftigen diese Erhöhung zu gleichen Teilen.
In beiden Bundesländern kann der Tarifvertrag also zum 01. September 2022 in Kraft treten. Die Kassen haben allen tarifgebundenen Mitgliedern des ABVP e.V. die Steigerung der Preise zugesprochen. Einen besonderen Dank spricht Dominik Kötter dabei seiner hauptamtlichen Kollegin des ABVP e.V. aus. Sie bereitete die Verhandlungen so gut vor und hat diese mit durchgeführt, dass sie ein voller Erfolg wurden.
„Eine solche Pflegeorientierung, ohne zu sehr auf die eigenen finanziellen Vorteile zu achten, haben wir in Verhandlungen um die Preise noch nie erlebt. Damit beginnt für mich eine neue Zeit. Nicht nur für den Pflegeberuf an sich, sondern auch in der Zusammenarbeit mit den Pflege- und Krankenkassen. Denn das ist eines der Ziele unseres Verbandes: Hand in Hand mit allen Beteiligten." So Kötter weiter. Dominik Kötter und seine Kollegen haben ihre Patient:innen bereits über die Preissteigerung auf Grund höherer Löhne ihrer Pflegekräfte informiert. Die Resonanz der Pflegebedürftigen und deren Angehörigen ist weitaus positiver, als viele vermutet hatten. Sie sind ebenso bereit die höheren Löhne mitzutragen und freuen sich darüber, dass die Pflegekräfte nun eine faire Entlohnung ihrer Arbeit erhalten.

Unabhängige Mitglieder, ohne Tarifvertrag, dürfen weiterhin in Einzelverhandlungen gehen. Auch das war bis jetzt unklar und stellt einen weiteren Meilenstein innerhalb der Änderungen durch die Gesundheitsreform dar.
Der ABVP e.V. hat damit wieder einmal gezeigt, dass der Berufsstand der Pflege selbstbewusst und mutig in eine Zukunft gehen darf. Die Kassen und Patienten stehen geschlossen hinter der Einführung des Tarifvertrages und sehen den Veränderungen der Pflegebranche positiv entgegen.